Erfolgsgesetze von Napoleon Hill – Teil 6/1

Erfolgsgesetze von Napoleon Hill – Teil 6/1

„Erfolgsgesetze in sechzehn Lektionen“
von

Napoleon Hill

Lektion 7
– Begeisterung –

Zum Wertvollsten, was sich
der Mensch aneignen kann,
gehört die Kunst,
das Wissen und die
Erfahrung anderer
zu nutzen.

Begeisterung ist ein Geisteszustand, der uns inspiriert und zur Tat anspornt.

Die Begeisterung vermag jedoch noch viel mehr: sie ist ansteckend und wirkt
sich nicht nur auf den Begeisterten, sondern auch auf alle anderen, die mit
ihm in Kontakt kommen, aus.

Die Begeisterung ist für den Menschen das, was Dampf für eine Lokomotive
ist – sie ist die wichtigste Antriebskraft. Die großen Führungspersönlichkeiten
wissen, wie sie Begeisterung entfachen. Im Verkäuferberuf ist die Begeisterung
der wichtigste Faktor. Dasselbe gilt für öffentliche Auftritte.

Falls Sie den Unterschied zwischen einem begeisterten und einem nicht begeisterten
Menschen sehen wollen, brauchen Sie nur den legendären Prediger
Billy Sunday mit einem anderen seiner Zunftkollegen zu vergleichen.
Die schönste Predigt fällt auf taube Ohren, wenn sie langweilig und monoton
vorgetragen wird.

Wie sich die Begeisterung auf Sie auswirkt

Bringen Sie Begeisterung in Ihre Arbeit ein und Sie vertreiben Trott und Routine!
Die Begeisterung wird Ihren ganzen Körper so durchdringen, dass Sie
mit wesentlich weniger Schlaf auskommen und dennoch das Zwei- oder Dreifache
erledigen können.

Jahrelang habe ich nachts geschrieben. Eines Nachts, während ich begeistert

mit meiner Schreibmaschine zugange war, sah ich zum Fenster hinaus,
blickte auf den Metropolitan Tower in New York City und bemerkte in
diesem Turm eine höchst merkwürdige Spiegelung des Mondes. Es war eine
silbergraue Schattierung, die ich noch nie vorher gesehen hatte. Ich blickte
näher hin und stellte fest, dass es die Spiegelung der aufgehenden Sonne,
und nicht des Mondes, war. Ich hatte die ganze Nacht durchgearbeitet und
war so vertieft in mein Schreiben gewesen, dass ich nicht gemerkt hatte,
wie die Stunden verstrichen. Auch den darauffolgenden Tag und die nächste
Nacht arbeitete ich bis auf kurze Essenspausen wieder durch.

Zwei Nächte und ein ganzer Tag ohne Schlaf und mit nur wenig Essen – und
dennoch spürte ich nicht die geringste Müdigkeit. Wenn ich nicht begeistert
bei der Sache gewesen wäre, hätte mein Körper dies nie durchgestanden!

Die Begeisterung ist eine Lebenskraft, die auch Sie nutzen können. Ohne sie
würden Sie einer Elektrobatterie ohne elektrischen Strom gleichen.

Die Begeisterung ist die Lebenskraft, die Ihren Körper neu auflädt und Sie zu
einer dynamischen Persönlichkeit macht. Einige Menschen haben das Glück,
mit einer natürlichen Begeisterung ausgestattet zu sein – andere müssen
sie sich erst aneignen. Der „Aufladevorgang“ ist einfach: Er beginnt damit,
dass Sie die Arbeit verrichten oder die Leistung erbringen, die Ihnen am
besten zusagt! Sollten Sie sich derzeit in einer Situation befinden, in der Sie
nicht die Arbeit verrichten, die Ihnen am meisten gefällt, sollten Sie sich als
zentrales Ziel wählen, in absehbarer Zeit in den Beruf Ihrer Wahl überzuwechseln.

Kapitalmangel oder andere Umstände, auf die Sie keinen unmittelbaren Einfluss
haben, zwingen Sie vielleicht, vorerst in einem Beruf zu verbleiben, der
Ihnen nicht zusagt, niemand aber kann Sie davon abhalten, in Ihrem Bewusstsein
ein zentrales Lebensziel festzuhalten und sich Ihr Idealleben vorzustellen.

Es kann Sie ebenfalls niemand davon abhalten, Pläne auszuarbeiten, um
dieses Ziel zu erreichen oder Begeisterung in Ihre Pläne einzubringen.

Das Glück, das Endziel der menschlichen Bemühungen, ist ein seelischer Zustand,
der sich nur über die Hoffnung auf künftiges Erleben erreichen lässt.
Das Glück liegt immer in der Zukunft und nie in der Vergangenheit. Der glückliche
Mensch träumt von Höhen, auf die er sich erst noch emporschwingen
muss – das Eigenheim, das Wunscheinkommen, die Traumreisen, die Position
im Leben, die er einnehmen möchte, sobald er es sich leisten kann und
sich genügend vorbereitet hat. Solche Dinge sind es, die ein Glücksgefühl in
ihm auslösen. Sie sind auch die Rohstoffe, aus denen Ihr zentrales Ziel geschmiedet
wird, die Dinge, für die Sie sich begeistern, auch wenn Ihre jetzige
Lebenssituation davon noch weit entfernt ist.

Vor über zwanzig Jahren begeisterte ich mich für eine Idee. Als die Idee begann,
in meinem Denken Gestalt anzunehmen, war ich darauf so unvorbereitet,
dass ich nicht einmal zu einem ersten Schritt in der Lage war. Aber die
Idee wuchs weiter. Ich begeisterte mich immer mehr dafür und in meiner
Vorstellung sah ich den Zeitpunkt, wann ich sie verwirklichen könne.

Das war die Idee: Ich wollte Herausgeber einer Zeitschrift werden, die auf der
„Goldenen Regel“ basierte. Auf diese Weise könnte ich Menschen inspirieren
und ihnen Mut machen.

Endlich kam meine Chance! Am Tag des Waffenstillstands im Jahre 1918
schrieb ich meinen ersten Leitartikel für die materielle Umsetzung meiner
Hoffnung, die jahrelang in mir geschlummert hatte.

Mit Begeisterung ließ ich in diesen Artikel die Gefühle einfließen, die über
zwanzig Jahre lang in meinem Inneren herangewachsen waren. Mein Traum
war Wirklichkeit geworden. Der erste Artikel für ein landesweit herausgegebene
Zeitschrift war zu Papier gebracht.

Wie gesagt, schrieb ich diesen Leitartikel mit Begeisterung. Ich brachte ihn
einem Bekannten und las ihm diesen Artikel begeistert vor. Der Artikel endete
mit folgenden Worten: „Endlich bin ich im Begriff, meinen Traum, der über
zwanzig Jahre hinweg in meiner Seele geschlummert hatte, in Wirklichkeit zu
verwandeln. Eine landesweit erscheinende Zeitschrift erfordert beträchtliche
Finanzmittel und ich habe nicht die geringste Ahnung, wo ich diese Mittel auftreiben
soll. Dies beunruhigt mich jedoch in keiner Weise, da ich weiß, dass ich
sie erhalten werde!“

Als ich diese Zeilen schrieb, standen auch Begeisterung und Zuversicht
Pate.

Kaum hatte ich meinen Artikel vorgelesen, als der Mann, der mir zuhörte –
der erste und einzige Mensch, dem ich ihn vorlas – zu mir sagte:

„Ich kann Ihnen sagen, wo Sie das Startkapital herkriegen.
Sie werden es nämlich von mir erhalten!“

Und in der Tat hielt er sein Wort!

Ja, die Begeisterung ist eine Lebenskraft der allerersten Ordnung!

Fortsetzung folgt!

Google Alert – Alles Schall und Rauch‏

Google Alert – Alles Schall und Rauch‏

=== Web – 1 neues Ergebnis für [Alles Schall und Rauch] ===

Alles Schall und Rauch: Obama – ich benutze oft ein Gewehr zum …
Die Welt ist eine Illusion die uns vorgegaukelt wird um uns zu manipulieren
und wie …
http://alles-schallundrauch.blogspot.de/2013/01/obama-ich-benutze-oft-ein-gewehr-zum.html
Dieser Google Alert wird bei Veröffentlichung von Google zur Verfügung
gestellt.
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Erfolgsgesetze von Napoleon Hill – Teil 5/13

Erfolgsgesetze von Napoleon Hill – Teil 5/13

Zufällig fand diese Lieferung am Geburtstag meines Freundes statt und so
dachte er bei dieser aufwändigen Verpackung natürlich, dass es sich um ein
Geburtstagsgeschenk handeln müsse.
Seine Sekretärin und andere Mitarbeiter versammelten sich um den Schreibtisch,
um zu beobachten, wie er das „Geschenk“ öffnete. Er schnitt die Schleife
ab und entfernte die äußere Verpackung. Darunter war eine mit einem
wunderschönen Goldsiegel befestigte Papierschicht, auf der die Initialen von
Caldwell aufgedruckt waren. Er nahm dieses Papier weg und siehe da – nun
erschien ein hübsches ausgekleidetes Kästchen. Er öffnete es und dann entdeckte
er nach eingehender Prüfung, dass dies sein Zigarettenetui war, auch
wenn es – dank der Vorstellungskraft des Caldwell-Managers – nicht mehr so
aussah.
Jede Beule war sorgfältig ausgebeult worden. Die Gelenke waren wieder eingerichtet
worden und das Etui war gereinigt und poliert worden und glänzte
wie neu.
Alle Umstehenden und auch der Besitzer des Etuis kamen aus dem Staunennicht
mehr heraus!
Und die Rechnung? Ja, diese war gesalzen. Und dennoch schien der Preis
für die Reparatur nicht überhöht. Alles, was mit dieser Transaktion zu tun
hatte, von der Verpackung des Etuis mit einem edlen Papier, dem Goldsiegel,
der Zierschleife, der Anlieferung und dem uniformierten Mann, beruhte auf
einer sorgfältig durchdachten Psychologie, die das Fundament für einen hohen
Preis legte.
In der Regel beklagen sich die Leute nicht über hohe Preise, sofern die Verschönerung
der Ware dergestalt ist, dass der Weg für einen hohen Preis
gebahnt wurde. Die Leute beschweren sich vielmehr über hohe Preise, wenn
die Ware oder Leistung nachlässig und schlampig geliefert wird.
Die Ware, die Sie verkaufen, mag den Preis, den Sie dafür verlangen, gut und
gerne wert sein, wenn Sie jedoch nicht auch sorgfältig untersuchen, welche
Vorteile die Präsentation oder eine geschmackvolle Verpackung bieten können,
kann es durchaus vorkommen, dass man Ihnen Wucher vorwirft.
In der Broad Street in Philadelphia gibt es einen Obstladen, wo die Kunden
von einem uniformierten Mann begrüßt werden, der ihnen die Tür aufhält.
Er tut nur das: er öffnet den Besuchern die Tür. Aber er tut es mit einem
Lächeln (das sicherlich gut einstudiert wurde), das dem Kunden das Gefühl
gibt, dass er hier gerne gesehen ist. Der Ladenbesitzer hat sich auf Körbe
mit Frischobst spezialisiert. Außen hängt eine Tafel, auf der er die Auslaufdaten
der einzelnen Dampfer, die von New York City abfahren, angeschrieben
hat. Der Kaufmann beliefert auch Leute, die auf ihren Segelbooten Obstkörbe
mitnehmen wollen, wenn sie mit Freunden einen Ausflug machen. Falls
die Freundin oder Frau eines Mannes an einem bestimmten Tag aussegelt,
verschönert er den Korb mit Schleifchen und Girlanden. Dafür verwendet er
nicht unbedingt billige Materialien.

Und er wird fürstlich dafür belohnt! Pro Korb, den man sich nicht mal einen
Häuserblock weiter für $ 3,– bis $ 7,50 besorgen könnte, erhält er zwischen
$ 10,– und $ 25,–, mit der Ausnahme, dass er mit etwas Beiwerk zu fünfundsiebzig
Cents verschönert ist, das der erste nicht enthält.
Der Laden ist nicht größer als ein üblicher Obststand, aber dieser Kaufmann
zahlt jedes Jahr mindestens $ 15.000,– für diesen Standort und nimmt mehr
ein als fünfzig andere Stände zusammen – weil er der Eitelkeit seiner Käuferinnen
und Käufer schmeichelt und seine Waren entsprechend präsentiert.
Dies ist ein weiterer Beweis für den Wert von Fantasie und Vorstellungskraft!
Der Verkäufer, der die Psychologie der ansprechenden Präsentation versteht,
und seine Ware entsprechend verpackt und ausliefert, und der sich
auf die besonderen Neigungen seiner Kunden einstellen kann, kann für eine
gängige Ware Fantasiepreise verlangen und – was noch wichtiger ist – kann
dennoch eine getreuere Stammkundschaft aufbauen als wenn er auf diese
künstlerischen Beitaten verzichten würde.
In einem „billigen“ Restaurant, in dem der Kaffee in klobigen Tassen serviert
wird und das Besteck bereits Gründspann angesetzt hat, ist ein Schinkenbrötchen
eben nur ein Schinkenbrötchen. Wenn der Besitzer fünfzehn Cents
dafür bekommt, kann er zufrieden sein. Auf der anderen Straßenseite jedoch,
wo der Kaffee auf nett gedeckten Tischen von einer adrett gekleideten Kellnerin
in zierlichen Tässchen serviert wird, legt der Kunde für ein kleineres Schinkenbrötchen
einen Vierteldollar hin, ganz zu schweigen vom Trinkgeld für die
strahlende Dame. Der einzige Unterschied liegt im Aussehen des Brötchens.
Der Schinken kommt vom selben Metzger und das Brot vom selben Bäcker.
Der Preisunterschied aber ist beträchtlich, denn es geht nicht so sehr um die
unterschiedliche Ware, sondern um die Atmosphäre. Das Auge isst mit!
Menschen mögen „Atmosphäre“. Es ist sicherlich keine Übertreibung, wenn
wir sagen, dass ein Meister der Verkaufspsychologie in einen x-beliebigen Laden
gehen könnte, wo der Warenbestand $ 50.000,– beträgt und diesen Bestand
mit nur geringen Mehrkosten so herrichten könnte, dass er $ 60.000
bis $ 75.000,– einbringt. Er müsste dazu nur die Verkäufer anleiten, wie man
Ware verkaufsfördernd präsentiert und bräuchte dazu wohl kaum mehr als
ein paar passende Tücher, Schachteln und Kisten.
Ein Herrenhemd, das in der richtigen Schachtel liegt und mit einer Schleife
verziert ist, kann gut und gerne einen oder eineinhalb Dollar teuerer verkauft
werden als ein anderes, das auf diese künstlerische Verpackung verzichtet.
Ich weiß, dass dem so ist, und habe dies unzählige Male einem skeptischen
Verkäufer bewiesen, der sich um die Präsentation bislang keine Gedanken
gemacht hatte.
Andersherum habe ich ebenfalls festgestellt, dass das schönste Hemd nicht
einmal zu seinem halben Wert an den Mann gebracht werden kann, wenn es
achtlos auf einer Ausverkauftheke neben anderen billig aussehenden Hemden
liegt. Dies belegt, dass die Leute nicht wissen, was sie kaufen, sie gehen nach
dem Äußeren und machen sich nicht die Mühe, die Ware zu untersuchen.

Dies gilt insbesondere für Automobile. Die Leute verlangen heute ein gewisses
Design bei Automobilen. Was sich unter der Motorhaube verbirgt,
wissen sie nicht und es kümmert sie auch nicht – Hauptsache, das Fahrzeug
sieht gut aus.
Henry Ford benötigte fast zwanzig Jahre Erfahrung, um diese Wahrheit zu
begreifen und trotz seiner erstaunlichen analytischen Fähigkeiten gab er sie
erst zu, als er von seinen Wettbewerbern dazu gezwungen wurde. Wenn es
nicht der Wahrheit entspräche, dass die Leute mehr nach dem Äußerlichen
als nach der „Realität“ gehen, hätte Ford seinen neuen Wagen nicht gebaut.
Dieser Wagen ist ein psychologisches Paradebeispiel dafür, dass das Design
gekauft wird, auch wenn in diesem besonderen Fall der wirkliche Wert sehr
wohl gegeben ist.

Fortsetzung folgt mit dem Kapitel 6/1!

Erfolgsgesetze von Napoleon Hill – Teil 5/12

Erfolgsgesetze von Napoleon Hill – Teil 5/12

Dasselbe gilt auch für den Verkauf jeder anderen Ware.
Der Kunde gibt immer zu verstehen, was er will, wenn man ihn nur aufmerksam
genug beobachtet und wenn es der Verkäufer versteht, hierauf einzugehen,
wird nur selten ein Ladenbesucher wieder weggehen, ohne etwas gekauft
zu haben.
Letzten Herbst betrat ich ein Hutgeschäft, um einen Filzhut zu erstehen. Es
war ein geschäftiger Samstag-Nachmittag und ich wurde von einem besonders
hektischen Verkäufer angesprochen, der noch nicht gelernt hatte, die
Menschen mit einem Blick richtig einzuschätzen.
Aus unerfindlichen Gründen legte mir der junge Mann einen braunen Derbyhut
vor, überreichte ihn mir – oder genauer gesagt, versuchte, ihn mir zu
überreichen. Ich dachte, dass er Spaß machen wollte und konterte: „Erzählen
Sie auch Gute-Nacht-Geschichten?“ Er guckte mich verduzt an, aber kapierte die
Pointe nicht.
Wenn ich den jungen Mann nicht besser beobachtet hätte als er mich, hätte
ich beleidigt sein müssen, denn wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann
sind es Derbyhüte, braune erst recht nicht!
Einer der übrigen Verkäufer bekam mit, was vor sich ging, kam herbei und
entwand dem Nachwuchsverkäufer den brauen Derby. Mit einem Lächeln,
das mich versöhnen sollte, schnauzte er ihn an: „Was zum Teufel wollen Sie
diesem Kavalier denn andrehen?“
Dadurch, dass er mich als „Kavalier“ bezeichnet hatte, konnte er die Situation
retten und verkaufte mir den ersten Hut, den er mir zeigte.
Der Kunde fühlt sich in der Regel geschmeichelt, wenn sich ein Verkäufer die
Zeit nimmt, sein Wesen zu studieren und ihm dann die Ware vorlegt, die zu
seinem Typ passt.
Ich ging einmal in eines der größten Herrenbekleidungsgeschäfte von New
York City und fragte nach Anzügen, wobei ich genau beschrieb, was ich wollte,
aber keine Preisvorstellung nannte. Der junge Mann, der sich als Verkäufer
ausgab, sagte, dass er nicht glaube, dass dieses Geschäft solche Anzüge
führe, ich jedoch hatte genau diese Art von Anzug als Modell im Schaufenster
gesehen. Darauf wies ich ihn hin. Daraufhin sagte er: „Ach der! Das ist ein
ziemlich teuerer Anzug!“
Seine Antwort amüsierte mich, sie ärgerte mich aber auch. Also fragte ich
den jungen Mann, was an meiner Erscheinung ihn zu der Annahme bewöge,
dass ich mir keinen teueren Anzug leisten könne? Verlegen versuchte er,
sich herauszureden, aber sein Gestammele war genauso schlimm wie seine
ursprüngliche Bemerkung, weshalb ich mich auf den Weg zur Ausgangstür
begab. Auf dem Weg dahin sprach mich ein weiterer Verkäufer an, der offenbar
anhand meiner Gangart oder meines Gesichtsausdrucks bemerkt hatte,
dass ich nicht allzu angetan von der Bedienung war.

Mit einem vorbildlichen Taktgefühl verwickelte mich dieser Verkäufer in ein
Gespräch, das meinen Unmut in Luft auflöste und dafür sorgte, dass ich mit
ihm zusammen wieder zurückging, um den betreffenden Anzug unter Augenschein
zu nehmen. Ich verließ das Ausstattungsgeschäft nicht nur mit diesem
Anzug, sondern sogar noch mit zwei weiteren, die ich eigentlich nicht
kaufen wollte.
Das war der Unterschied zwischen einem Verkäufer, der den Kunden vertrieb
und einem anderen, der zu überzeugen wusste. Später stellte ich diesem
Verkäufer sogar noch zwei meiner Freunde vor, die ebenfalls beträchtliche
Einkäufe tätigten.
Eines Tages spazierte ich den Michigan Boulevard in Chicago hinunter, als
ich im Schaufenster eines Herrenausstatters einen herrlichen grauen Anzug
sah. Ich hatte keine Absicht, einen Anzug zu kaufen, aber ich war neugierig
und wollte wissen, wie viel er kosten sollte. Also öffnete ich die Tür und
streckte nur meinen Kopf durch den Türspalt, um den ersten Mann nach
dem Preis zu fragen.
Darauf entsponn sich eines der ausgefeiltesten Verkaufsgespräche, an die
ich mich erinnern kann. Der Verkäufer wusste, dass er mir den Anzug nur
verkaufen konnte, wenn ich den Laden auch betreten würde, deshalb sagte
er: „Sir, wollen Sie nicht eintreten, während ich den Preis für Sie nachsehe?“
Natürlich kannte er den Preis auswendig, aber auf diese Weise entwaffnete
er mich und lenkte mich von dem Gedanken ab, dass er mir den Anzug verkaufen
wolle. Also erwiderte ich: „Gewiss doch“ und trat ein.
Der Verkäufer sagte: „Gehen Sie einfach hier entlang, ich komme sofort mit dem
Preis zurück“.
In weniger als zwei Minuten fand ich mich vor einem Schrank, hatte meinen
Mantel abgelegt und war in Begriff, einen Anzug anzuziehen, wie ich ihn im
Schaufenster gesehen hatte.
Nachdem ich mich in diesem Anzug befand – welcher wie angegossen saß,
was dank des guten Blicks des Verkäufers sicherlich kein Zufall war – lenkte er
meine Aufmerksamkeit auf das weiche Material. Ich rieb meine Fingerkuppen
am Ärmel des Anzugs, so wie es mir der Verkäufer vorgemacht hatte, und in
der Tat war dies ein sehr feines Tuch! Ich stellte erneut die Frage nach dem
Preis und als ich hörte, dass er nur fünfzig Dollar kosten sollte, war ich angenehm
überrascht, weil das ganze Verhalten des Verkäufers darauf schließen
hat lassen, dass der Anzug wesentlich teuerer sein müsste.
Als ich den Anzug im Schaufenster sah, war meine erste Schätzung, dass er
etwa fünfunddreißig Dollar kosten würde und ich hätte diesen Betrag wohl
nicht dafür ausgegeben, wenn ich nicht in die Hände dieses geschickten Verkäufers
gefällen wäre, der genau wusste, wie ein Anzug sehr vorteilhaft präsentiert
wird. Wäre der Anzug bei der Anprobe zwei Größen zu groß oder zu
klein gewesen, hätte ich ihn wohl ebenfalls nicht erstanden, auch wenn die
meisten Änderungen gratis vorgenommen werden.

Das Kaufhaus Marshall Field in Chicago erhält für seine Ware mehr als jedes
andere Kaufhaus im Lande. Die Leute wissen das, sie zahlen hier mehr Geld
und sind zufriedener als wenn sie in einem anderen Geschäft billiger eingekauft
hätten.
Woher kommt das?
Hierfür gibt es eine Reihe von Gründen, darunter zum Beispiel der Umstand,
dass alles, was man bei Marshall Field kauft, wieder umgetauscht werden
kann, sollte man mit dem Kauf nicht völlig zufrieden sein. Auf Wunsch kann
sich der Kunde auch seinen Kaufpreis zurückerstatten lassen. Diese Garantie
gilt grundsätzlich für alles, was man in diesem Kaufhaus ersteht.
Ein weiterer Grund, warum die Leute hier wissentlich mehr zahlen, ist, dass
die Ware besser ausgestellt und präsentiert wird als in vergleichbaren Geschäften.
Die Schaufenster sind wahre Kunstwerke und wirken so, als wären
sie aus künstlerischen und nicht aus verkaufstechnischen Überlegungen heraus
gestaltet worden. Dasselbe gilt auch für die eigentlichen Artikel. Es wird
durchgehend auf Harmonie und eine geschmackvolle Anordnung geachtet
und dies schafft eine sehr angenehme Atmosphäre.
Noch ein weiterer Grund ist die sorgfältige Auswahl und Aufsicht des Verkaufspersonals.
Es ist schwer, unter diesen Verkäufern jemanden zu finden,
mit dem man sich nicht auch gesellschaftlichen Umgang vorstellen könnte
oder den man nicht gerne als Nachbarn hätte. Nicht wenige männliche Besucher
haben bei Field die Bekanntschaft von Mädchen gemacht, die später
ihre Ehegattinnen wurden.
Bei Field gekaufte Artikel sind kunstvoller verpackt als anderswo. Auch das ist
ein Grund, warum die Leute hier tiefer in die Tasche greifen und mehr auszugeben
bereit sind.
Und da wir schon beim Thema Verpackung sind, möchte ich auf die Erfahrung
eines Freundes von mir eingehen, die denen, die mit dem Verkauf zu tun
haben sicherlich zu denken geben wird, da sie zeigt, wie die Vorstellungskraft
sogar im Bereich der Verpackung genutzt werden kann.
Besagter Freund besaß bereits seit Jahren ein sehr elegantes Zigarettenetui
aus Silber. Er hütete es wie einen Augapfel, weil es sich um ein Geschenk
seiner Frau handelte.
Durch den ständigen Gebrauch war das Etui etwas mitgenommen worden.
Es hatte Kerben und Beulen und die Gelenke waren ausgeleiert. Also brachte
er es zum Juwelier Caldwell in Philadelphia, damit es reparierte werde. Er
ließ das Etui dort und bat darum, dass man es ihm ins Büro schicken sollte,
sobald die Reparatur abgeschlossen sei.
Etwa zwei Wochen später hielt ein nagelneuer Caldwell-Lieferwagen vor seinem
Büro und ein gepflegt gekleideter junger Mann in einer hübschen Uniform
trat mit einem kunstvoll verpackten Päckchen heraus. Es trug sogar ein
Schleifchen!

Fortsetzung folgt!

Erfolgsgesetze von Napoleon Hill – Teil 5/11

Erfolgsgesetze von Napoleon Hill – Teil 5/11

Im Bereich des Verkaufs ist die Vorstellungskraft der wichtigste Faktor. Der
Spitzenverkäufer bedient sich immer seiner Vorstellungskraft! Und auch der
erfolgreiche Kaufmann nutzt seine Vorstellungskraft, um Ideen zu finden, die
sein Geschäft zum Blühen bringen.
Selbst beim Verkauf kleiner Artikel, zum Beispiel Krawatten, Hemden, Unterwäsche
und dergleiche, kann die Vorstellungskraft effizient genutzt werden.
Sehen wir uns ein Beispiel an:
Mit der Absicht, einige Hemden und Krawatten zu kaufen, betrat ich eines
der bekanntesten Kurzwarengeschäfte in Philadelphia. Als ich das Geschäft
betrat, kam ein junger Mann auf mich zu und stellte mir die Frage: „Suchen
Sie etwas Bestimmtes?“
Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich eine solche Frage nicht
gestellt. Aufgrund der Richtung, die ich eingeschlagen hatte, hätte er sich
denken können, was ich suchte, da ich mich direkt vor der Krawattenauslage
befand.
Ich nahm zwei, drei Krawatten aus der Auslage, sah sie mir kurz an und legte
sie dann wieder zurück. Eine hellblaue behielt ich, weil sie mir irgendwie gefiel.
Dann legte ich auch diese wieder zurück und sah mir das übrige Sortiment
an.
Dann hatte der junge Mann eine Idee. Er nahm eine auffällige gelbe Krawatte
und wand sie um seinen Finger, um mir zu zeigen, wie sie gebunden aussehen
würde.
„Ist die nicht hübsch?“
Nun, ich mag keine gelben Krawatten und der Verkäufer schuf sich deshalb
keine Pluspunkte bei mir, indem er mir ausgerechnet einen gelber Binder vorführte.
Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich die blaue Krawatte,
für die ich bereits eine gewisse Vorliebe gezeigt hatte, gebunden oder um
meinen Finger gewickelt. Ich hätte gewusst, wonach der Kunde sucht, indem
ich beobachtet hätte, nach welchen Krawatten er Ausschau hält. Sobald der
Kunde eine Krawatte in der Hand gehalten hätte, hätte ich auch gewusst, wie
sein Geschmack aussieht. Ein Mann fummelt nicht an Krawatten herum, die
ihm überhaupt nicht gefallen. Der Kunde gibt dem Verkäufer also bereits eine
Reihe von Hinweisen, die vom Verkäufer aufgegriffen werden sollten.
Dann ging ich zu den Hemden. Hier wurde ich von einem älteren Herrn bedient.
Dieser fragte mich:
„Was kann ich heute für Sie tun?“
Nun, insgeheim dachte ich mir, wenn er überhaupt etwas für mich tun könnte,
dann wirklich nur heute, denn ich würde wohl nicht mehr in diesen Laden zurückkehren.
Ich sagte ihm, dass ich ein Hemd wollte und beschrieb ihm Stil
und Farbe.
Der Herr trat vollends ins Fettnäpfchen, als er mir eröffnete:
„Das tut mir leid, mein Herr, aber diese Art von Hemd trägt man heute nicht
mehr“.

Ich sage ihm, dass ich durchaus wüsste, dass „man“ diesen Stil heute nicht
trägt, dass das aber der Stil sei, der mir gefiele und ich gerne solche Hemden
hätte, sofern diese auf Lager wären.
Wenn es etwas gibt, das einen Mann wurmt, der genau weiß, was er will,
dann, ist es genau das: dass man ihm sagt, dass „man“ das heute nicht mehr
trägt.
Eine solche Behauptung ist nicht nur eine Beleidigung für die menschliche Intelligenz,
sie ist auch alles andere als verkaufsfördernd. Wenn ich Artikel verkaufen
würde, würde mich meine Meinung über den Geschmack des Kunden
für mich behalten, aber mit Sicherheit würde ich auch genug Takt und Fingerspitzengefühl
besitzen, um dem Kunden seinen Wunsch nicht ausreden zu
wollen. Ich würde stattdessen taktvoll versuchen, ihm das zu zeigen, was ich
für geeigneter hielte, falls ich seinen Wunsch nicht erfüllen könnte.
Einer der berühmtesten und bestbezahlten Schriftsteller der Welt hat seinen
Ruhm und sein Vermögen einzig und allein auf der Entdeckung aufgebaut,
dass es sich auszahlt, nur über das zu schreiben, was die Leute bereits wissen
und womit Sie bereits einverstanden sind. Dasselbe gilt auch für den
Warenverkauf.
Der ältere Herr kam endlich mit einigen Hemdschachteln an und begann, vor
mir Hemden auszubreiten, die nicht im entferntesten dem glichen, was ich
mir vorgestellt hatte. Ich sagte ihm, dass mir diese nicht gefielen und machte
mich auf dem Weg nach draußen, als er mich fragte, ob ich Interesse an ein
paar netten Hosenträgern habe.
Man stelle sich das vor! Zum einen trage ich keine Hosenträger. Aber es gab
auch keinen Hinweis in meinem Verhalten, der darauf schließen ließ, dass ich
daran Interesse haben könnte.
Es ist durchaus angebracht, dass der Verkäufer seinen Kunden für einen Zusatzkauf
zu interessieren versucht, auch wenn dieser keinen entsprechenden
Wunsch geäußert hat, aber hier sollten der gesunde Menschenverstand und
ein gutes Urteilsvermögen mit ins Spiel gebracht werden; es sollte nur etwas
angeboten werden, das der Kunde wahrscheinlich auch haben will.
Und so verließ ich den Laden, ohne etwas erstanden zu haben und fühlte mich
auch etwas unwohl und missverstanden.
Ein paar Häuser weiter betrat ich einen kleinen Ein-Mann-Betrieb, der einige
Hemden und Krawatten in der Schaufensterauslage hatte.
Hier wurde anders bedient!
Der Mann hinter der Theke hielt sich nicht mit unnötigen oder stereotypen
Bemerkungen auf. Er sah mich an, als ich durch die Tür eintrat, schätzte mich
ein und sagte dann: „Ein wunderschönen guten Morgen!“
Dann erkundigte er sich: „Was darf ich Ihnen zuerst zeigen, Hemden oder Krawatten?“
Ich sagte ihm, dass ich zuerst die Hemden sehen möchte. Dann warf er
einen Blick auf die Art von Hemden, die ich trug und fragte nach meiner Größe,
legte einige Hemden vor, die in Stil und Farbe genau meinem Geschmack
entsprachen und sprach dabei kein Wort.

Er hatte sechs verschiedene Stile ausgebreitet und wartete ab, nach welchem
ich zuerst greifen würde. Ich sah mir jedes Hemd an und legte sie alle
wieder zurück auf die Theke, der Verkäufer hatte jedoch bemerkt, dass ich
eines davon etwas länger begutachtet hatte. Kaum hatte ich das betreffende
Hemd zurückgelegt, nahm er es in die Hände und fing an zu erklären, wie es
hergestellt würde. Dann ging er zum Krawattenhalter und kam mit drei sehr
schönen blauen Krawatten zurück, genau in der Art, wie ich sie suchte. Er
band jede Krawatte, hielt sie vor das Hemd und lenkte meine Aufmerksamkeit
auf die perfekte Harmonie zwischen den Farben der Krawatte und des
Hemdes.
Ich hielt mich keine fünf Minuten in diesem Laden auf und kam mit drei
Hemden und drei Krawatten wieder heraus. Und auch in dem Gefühl, dass
ich dort gerne wieder einkaufen würde, wenn ich weitere Hemden oder Krawatten
benötigte.
Später erfuhr ich, dass der Besitzer des kleinen Ladens monatlich $ 500,-
Ladenmiete zahlen muss und mit nichts anderem als Hemden, Krawatten
und Hemdkrägen ein stattliches Einkommen verdient. Bei einer solchen Monatmiete
könnte er sich dort nicht halten, wenn er nicht auch etwas von der
menschlichen Natur verstünde, was ihm erlaubt, viele Besucher seines Ladens
in Käufer zu verwandeln.
Ich habe oft Frauen beim Hutkauf beobachtet und mich gefragt, warum die
Verkäufer nicht besser hingucken.
Eine Frau betritt den Laden und bittet darum, dass man ihr ein paar Hüte zeigen
möge. Daraufhin bringt die Verkäuferin oder der Verkäufer einige Hüte
herbei und die potenzielle Kundin fängt an, sie anzuprobieren. Falls ihr einer
der Hüte gefällt – und sei es auch nur minimal – lässt sie ihn etwas länger auf.
Das sind vielleicht nur einige Sekunden oder Minuten. Wenn er ihr jedoch
nicht gefällt, setzt sie ihn sofort wieder ab.
Wenn die Kundin dann einen Hut sieht, der ihr wirklich gefällt, macht sie dies
unmissverständlich klar und kein Verkäufer kann es sich erlauben, diese
wortlosen Hinweise zu übersehen: Sie richtet sich das Haar unter dem Hut
zurecht oder zieht ihn über ihren Kopf herunter, bis er so sitzt, wie es ihr am
besten gefällt oder sie sieht sich den Kopf mit dem Handspiegel von hinten
an. Diese Anzeichen sind eindeutig. Dann nimmt sie den Hut wieder ab und
begutachtet ihn näher. Eventuell legt sie ihn dann beiseite und probiert einen
anderen Hut an; in diesem Fall wird der erfahrene Verkäufer den vorher anprobierten
Hut an sich nehmen und ihn zum gegebenen Augenblick wieder
ins Spiel bringen, damit sie ihn nochmals anprobieren könne.
Die sorgfältige Beobachtung dieser Verhaltensweisen ermöglichen dem intelligenten
Verkäufer, derselben Dame bisweilen drei oder vier Hüte auf einmal
zu verkaufen. Dabei tut der Verkäufer nichts anders, als sehr aufmerksam

darauf zu achten, was der Kundin gefällt beziehungsweise nicht gefällt.

S. 251

Fortsetzung folgt!

Erfolgsgesetze von Napoleon Hill – Teil 5/10

Erfolgsgesetze von Napoleon Hill – Teil 5/10

Im Bereich des Verkaufs ist die Vorstellungskraft der wichtigste Faktor. Der
Spitzenverkäufer bedient sich immer seiner Vorstellungskraft! Und auch der
erfolgreiche Kaufmann nutzt seine Vorstellungskraft, um Ideen zu finden, die
sein Geschäft zum Blühen bringen.
Selbst beim Verkauf kleiner Artikel, zum Beispiel Krawatten, Hemden, Unterwäsche
und dergleiche, kann die Vorstellungskraft effizient genutzt werden.
Sehen wir uns ein Beispiel an:
Mit der Absicht, einige Hemden und Krawatten zu kaufen, betrat ich eines
der bekanntesten Kurzwarengeschäfte in Philadelphia. Als ich das Geschäft
betrat, kam ein junger Mann auf mich zu und stellte mir die Frage: „Suchen
Sie etwas Bestimmtes?“
Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich eine solche Frage nicht
gestellt. Aufgrund der Richtung, die ich eingeschlagen hatte, hätte er sich
denken können, was ich suchte, da ich mich direkt vor der Krawattenauslage
befand.
Ich nahm zwei, drei Krawatten aus der Auslage, sah sie mir kurz an und legte
sie dann wieder zurück. Eine hellblaue behielt ich, weil sie mir irgendwie gefiel.
Dann legte ich auch diese wieder zurück und sah mir das übrige Sortiment
an.
Dann hatte der junge Mann eine Idee. Er nahm eine auffällige gelbe Krawatte
und wand sie um seinen Finger, um mir zu zeigen, wie sie gebunden aussehen
würde.
„Ist die nicht hübsch?“
Nun, ich mag keine gelben Krawatten und der Verkäufer schuf sich deshalb
keine Pluspunkte bei mir, indem er mir ausgerechnet einen gelber Binder vorführte.
Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich die blaue Krawatte,
für die ich bereits eine gewisse Vorliebe gezeigt hatte, gebunden oder um
meinen Finger gewickelt. Ich hätte gewusst, wonach der Kunde sucht, indem
ich beobachtet hätte, nach welchen Krawatten er Ausschau hält. Sobald der
Kunde eine Krawatte in der Hand gehalten hätte, hätte ich auch gewusst, wie
sein Geschmack aussieht. Ein Mann fummelt nicht an Krawatten herum, die
ihm überhaupt nicht gefallen. Der Kunde gibt dem Verkäufer also bereits eine
Reihe von Hinweisen, die vom Verkäufer aufgegriffen werden sollten.
Dann ging ich zu den Hemden. Hier wurde ich von einem älteren Herrn bedient.
Dieser fragte mich:
„Was kann ich heute für Sie tun?“
Nun, insgeheim dachte ich mir, wenn er überhaupt etwas für mich tun könnte,
dann wirklich nur heute, denn ich würde wohl nicht mehr in diesen Laden zurückkehren.
Ich sagte ihm, dass ich ein Hemd wollte und beschrieb ihm Stil
und Farbe.
Der Herr trat vollends ins Fettnäpfchen, als er mir eröffnete:
„Das tut mir leid, mein Herr, aber diese Art von Hemd trägt man heute nicht
mehr“.

Ich sage ihm, dass ich durchaus wüsste, dass „man“ diesen Stil heute nicht
trägt, dass das aber der Stil sei, der mir gefiele und ich gerne solche Hemden
hätte, sofern diese auf Lager wären.
Wenn es etwas gibt, das einen Mann wurmt, der genau weiß, was er will,
dann, ist es genau das: dass man ihm sagt, dass „man“ das heute nicht mehr
trägt.
Eine solche Behauptung ist nicht nur eine Beleidigung für die menschliche Intelligenz,
sie ist auch alles andere als verkaufsfördernd. Wenn ich Artikel verkaufen
würde, würde mich meine Meinung über den Geschmack des Kunden
für mich behalten, aber mit Sicherheit würde ich auch genug Takt und Fingerspitzengefühl
besitzen, um dem Kunden seinen Wunsch nicht ausreden zu
wollen. Ich würde stattdessen taktvoll versuchen, ihm das zu zeigen, was ich
für geeigneter hielte, falls ich seinen Wunsch nicht erfüllen könnte.
Einer der berühmtesten und bestbezahlten Schriftsteller der Welt hat seinen
Ruhm und sein Vermögen einzig und allein auf der Entdeckung aufgebaut,
dass es sich auszahlt, nur über das zu schreiben, was die Leute bereits wissen
und womit Sie bereits einverstanden sind. Dasselbe gilt auch für den
Warenverkauf.
Der ältere Herr kam endlich mit einigen Hemdschachteln an und begann, vor
mir Hemden auszubreiten, die nicht im entferntesten dem glichen, was ich
mir vorgestellt hatte. Ich sagte ihm, dass mir diese nicht gefielen und machte
mich auf dem Weg nach draußen, als er mich fragte, ob ich Interesse an ein
paar netten Hosenträgern habe.
Man stelle sich das vor! Zum einen trage ich keine Hosenträger. Aber es gab
auch keinen Hinweis in meinem Verhalten, der darauf schließen ließ, dass ich
daran Interesse haben könnte.
Es ist durchaus angebracht, dass der Verkäufer seinen Kunden für einen Zusatzkauf
zu interessieren versucht, auch wenn dieser keinen entsprechenden
Wunsch geäußert hat, aber hier sollten der gesunde Menschenverstand und
ein gutes Urteilsvermögen mit ins Spiel gebracht werden; es sollte nur etwas
angeboten werden, das der Kunde wahrscheinlich auch haben will.
Und so verließ ich den Laden, ohne etwas erstanden zu haben und fühlte mich
auch etwas unwohl und missverstanden.
Ein paar Häuser weiter betrat ich einen kleinen Ein-Mann-Betrieb, der einige
Hemden und Krawatten in der Schaufensterauslage hatte.
Hier wurde anders bedient!
Der Mann hinter der Theke hielt sich nicht mit unnötigen oder stereotypen
Bemerkungen auf. Er sah mich an, als ich durch die Tür eintrat, schätzte mich
ein und sagte dann: „Ein wunderschönen guten Morgen!“
Dann erkundigte er sich: „Was darf ich Ihnen zuerst zeigen, Hemden oder Krawatten?“
Ich sagte ihm, dass ich zuerst die Hemden sehen möchte. Dann warf er
einen Blick auf die Art von Hemden, die ich trug und fragte nach meiner Größe,
legte einige Hemden vor, die in Stil und Farbe genau meinem Geschmack
entsprachen und sprach dabei kein Wort.

Er hatte sechs verschiedene Stile ausgebreitet und wartete ab, nach welchem
ich zuerst greifen würde. Ich sah mir jedes Hemd an und legte sie alle
wieder zurück auf die Theke, der Verkäufer hatte jedoch bemerkt, dass ich
eines davon etwas länger begutachtet hatte. Kaum hatte ich das betreffende
Hemd zurückgelegt, nahm er es in die Hände und fing an zu erklären, wie es
hergestellt würde. Dann ging er zum Krawattenhalter und kam mit drei sehr
schönen blauen Krawatten zurück, genau in der Art, wie ich sie suchte. Er
band jede Krawatte, hielt sie vor das Hemd und lenkte meine Aufmerksamkeit
auf die perfekte Harmonie zwischen den Farben der Krawatte und des
Hemdes.
Ich hielt mich keine fünf Minuten in diesem Laden auf und kam mit drei
Hemden und drei Krawatten wieder heraus. Und auch in dem Gefühl, dass
ich dort gerne wieder einkaufen würde, wenn ich weitere Hemden oder Krawatten
benötigte.
Später erfuhr ich, dass der Besitzer des kleinen Ladens monatlich $ 500,-
Ladenmiete zahlen muss und mit nichts anderem als Hemden, Krawatten
und Hemdkrägen ein stattliches Einkommen verdient. Bei einer solchen Monatmiete
könnte er sich dort nicht halten, wenn er nicht auch etwas von der
menschlichen Natur verstünde, was ihm erlaubt, viele Besucher seines Ladens
in Käufer zu verwandeln.
Ich habe oft Frauen beim Hutkauf beobachtet und mich gefragt, warum die
Verkäufer nicht besser hingucken.
Eine Frau betritt den Laden und bittet darum, dass man ihr ein paar Hüte zeigen
möge. Daraufhin bringt die Verkäuferin oder der Verkäufer einige Hüte
herbei und die potenzielle Kundin fängt an, sie anzuprobieren. Falls ihr einer
der Hüte gefällt – und sei es auch nur minimal – lässt sie ihn etwas länger auf.
Das sind vielleicht nur einige Sekunden oder Minuten. Wenn er ihr jedoch
nicht gefällt, setzt sie ihn sofort wieder ab.
Wenn die Kundin dann einen Hut sieht, der ihr wirklich gefällt, macht sie dies
unmissverständlich klar und kein Verkäufer kann es sich erlauben, diese
wortlosen Hinweise zu übersehen: Sie richtet sich das Haar unter dem Hut
zurecht oder zieht ihn über ihren Kopf herunter, bis er so sitzt, wie es ihr am
besten gefällt oder sie sieht sich den Kopf mit dem Handspiegel von hinten
an. Diese Anzeichen sind eindeutig. Dann nimmt sie den Hut wieder ab und
begutachtet ihn näher. Eventuell legt sie ihn dann beiseite und probiert einen
anderen Hut an; in diesem Fall wird der erfahrene Verkäufer den vorher anprobierten
Hut an sich nehmen und ihn zum gegebenen Augenblick wieder
ins Spiel bringen, damit sie ihn nochmals anprobieren könne.
Die sorgfältige Beobachtung dieser Verhaltensweisen ermöglichen dem intelligenten
Verkäufer, derselben Dame bisweilen drei oder vier Hüte auf einmal
zu verkaufen. Dabei tut der Verkäufer nichts anders, als sehr aufmerksam

darauf zu achten, was der Kundin gefällt beziehungsweise nicht gefällt.

Fortsetzung folgt!